Einige Zeit ist vergangen, seit ich hier geschrieben habe.
Unsere Zeit ist angefüllt mit Arbeit. Das Haus ausräumen. Gutachter für Wert und Energie-Pass beauftragen und da sein. Sperrmüll und Anderes entsorgen.
Recherchieren, ob die teuren Waringsmöbel und die echten Perserteppiche noch irgendwo an Liebhaber verkauft werden können. Es sieht schlecht aus. Das viele Geld, das Eva und Heinz in Möbel und Teppiche investiert haben, ist verloren. Traurig - sie dachten, Werte für immer zu kaufen, aber es ist nichts wert. Niemand will diese Dinge haben. Schade.
In einer Woche ist Weihnachten. An mir ist der Advent spurlos vorbeigegangen. Weihnachten ist gerade eine Zeit, die ich durchstehen muss.
Meine Familie hat sich radikal verkleinert. Der Verlust schmerzt. Am liebsten würde ich morgen wach und es ist das neue Jahr. Es kann nur besser werden.
Evas jüngster Bruder Siggi ist Mittwoch gestorben. Nun sind nur noch Ingrid und Joachim übrig.
Wolfgang möchte zur Beerdigung von Siggi fahren, diese findet Mittwoch statt. Er wollte Dienstag hinfahren. Seit vorgestern ist er krank.
Mal sehen, was passiert.
Noch etwa zweieinhalb Stunden, dann ist das Jahr vorbei. Dieses Jahr, das so viel von uns verlangt hat. Es hat uns an unsere Grenzen und darüber hinaus geführt. Wir mussten Abschied nehmen und Verantwortung tragen. Gefühle aushalten, Angst, Trauer, Unsicherheit. Abschied von Menschen, Dingen, Ankern in dieser Zeit. Wer hält uns jetzt zusammen?
Wir sind gefordert, diesen Zusammenhalt zu erhalten. Eva und Heinz waren ein Knotenpunkt der Familie. Dieses Loch müssen wir füllen. Sonst gehen zu viele Menschen für uns verloren.
Mutti war, soweit ich es weiß, zum dritten Mal tot und wurde wieder geholt.
Das erste Mal war nach meiner Geburt, dann nach der Y-Prothese und jetzt wieder. Was man so oft liest, dass Menschen ihr Leben neu denken, dankbar sind für jeden neuen Eindruck, Kleinigkeiten wertschätzen, wenn sie eine neue Chance erhalten haben - all das trifft auf Mutti nicht zu. Sie ist anspruchsvoll wie immer. Aber wir sind froh, dass sie noch da ist.
2017 war ein Jahr des Abschieds. Eva musste von der Selbständigkeit Abschied nehmen. Im Mai nahm sie Abschied von ihren Lieben und ihrem Leben. Es war genug. Ganz bewusst hat sie ihren Tod gelebt. Wir haben versucht, ihren Wunsch zu erfüllen. Heinz sollte nicht in ein Heim kommen.
Die erste Pflegerin blieb sechs Tage, bis Heinz gewalttätig wurde. Im Pflegeheim gab es einen Suizidversuch. Tavor war der Retter.
Der nächste Pfleger blieb etwas länger, obwohl Heinz gewalttätig wurde. Tavor abends gibt eine ruhige Nacht. Dann blieb noch das Pflegeheim.
Hier hat sich Heinz ganz gut eingelebt. Anfangs wollte er auch nach Hause, wenn wir gegangen sind, aber irgendwann hat er akzeptiert, dass er da bleibt. Zuhause war es für ihn nie.
Mitten in der Nacht klingelte das Telefon. "Hier Notarzt Sowieso, ihr Vater hat Erbrochenes inhaliert. Wenn ich nichts tue, ist er in etwa 3 bis 4 Stunden tot. Soll ich ihn stabilisieren und ins Krankenhaus bringen?"
Wer sagt in dieser Situation, ne. lass ihn sterben? Ich weiß nicht, ob die vier Wochen, die Heinz danach noch hatte, für ihn einen Gewinn bedeutet haben. Aber immerhin muss W nicht damit leben, seinem Vater nicht jede Chance gegeben zu haben.
Es gab noch mehr Abschiede. E. A. meine langjährige Chefin an der VHS hat Abschied genommen. Krebs ist ein mieser Verräter.
Boomer, Herzenshund, große Klappe, riesen Herz, ging Weihnachten und hinterlässt ein Loch.
2017 ein Abschiedsjahr.
Was wird 2018?