Sterben mit Swag

Da landet man durch Zufall auf einem Blog und ist gleich angefixt. 

Ein junger Mann, der weiß, dass er stirbt, schreibt darüber in einer Art und Weise, dass man nicht genug davon bekommen kann. Er schreibt exakt jeden vierten Tag. 

Bis zum September.

Sein eigener letzter Eintrag war am 11. Heute sein allerletzter Eintrag, veröffentlicht von seiner besten Freundin. Er hat sich auf den Weg gemacht. Hier im Internet hat er unzählige Menschen mit seiner Art, das Sterben und den Tod zu akzeptieren, berührt.

 

Gute Reise, Dimi 

 

 

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Immer Ärger mit dem Chef

Seit Anfang Januar bin ich in einem Betrieb angestellt. Die Stelle habe ich durch die Vermittlung eines guten Bekannten bekommen, der mit den beiden Gründern befreundet ist. Vor der Anstellung habe ich sechs Wochen unentgeltlich zur Probe gearbeitet.

Es handelt sich um ein Unternehmen, dass SAP-Partner ist und eigene Lösungen als Addon und Frontend verkauft. Dabei gibt es bei uns verschiedene Berufsbilder wie Entwickler, Berater, Verwaltung und je einen Kollegen für Administration, Vertrieb und Marketing.

Meine Tätigkeit ist etwas schwammig, hauptsächlich Berater, aber auch quasi Schnittstelle zur Entwicklung mit Softwaretests und Dokumentation.

Mein Chef ist der Beraterchef. Und irgendwie macht er mir immer ungerechtfertigte Vorwürfe, die im ersten Moment so absurd sind, dass ich sprachlos bin und nicht weiß, was ich sagen soll.

Zum Beispiel kommt er zu mir und sagt: "Ich habe dass Gefühl, dass sie sich absondern und nicht im Team integriert sind."

Diesen Eindruck habe ich nicht. Ich spreche oft mit den anderen Mitarbeitern, besonders, da ich noch oft Hilfe brauche und werde auch sehr gut unterstützt. Mit einem unserer Entwickler arbeite ich sehr eng zusammen, da wir gemeinsam neue Funktionalitäten erarbeiten und ich diese ausführlich teste, wobei natürlich auch ein ständiger Austausch vorhanden ist, wenn ich Bugs finde. 

Mein Chef wird dann konkreter. Er sagt: "Ich habe Ihnen eine Mail geschickt. Darin stand, richten Sie Funktion X bei Kunde Y ein. Was fangen Sie mit einer solchen Nachricht an? Da standen ja nur ein paar Worte. Wissen Sie, wie Funktion X funktioniert?"

"Ich habe mich in Funktion X anhand der Dokumentationen eingearbeitet, aber da steht nicht viel drin."

"Sehen Sie, dieses immer Selbstlernen von Ihnen kostet Zeit. Verschwendet Zeit. Wenn ich Ihnen so eine Mail schicke, erwarte ich, dass Sie zu mir kommen und fragen. Dann sparen wir Zeit."

Also eigentlich ging es bei der Aussage, ich wäre nicht im Team integriert, darum, dass ich nicht oft genug bei ihm bin, um mir Lektionen abzuholen. Sein Ego-Problem - nicht meins (zumindest auf intellektueller Ebene, emotional habe ich das noch nicht so verarbeitet).

 

Dann heute. Seit längerem habe ich den Kollegen erzählt, dass ich nächste Woche Urlaub habe. Da Chef letze Woche im Urlaub war, habe ich es ihm Montag gesagt. Er war dann Dienstag bis Donnerstag bei einem Kunden. Zur Zeit arbeite ich an drei Projekten mit. Das eine ist eine Zusammenarbeit mit einem Kollegen aus der Beratung und wir haben heute noch eine Besprechung gehabt. Er ist also auf dem aktuellen Stand. Das zweite ist eine Entwicklungsarbeit, bei der ich eng mit einem Programmierer zusammenarbeite. Die neue Funktion ist von mir getestet, Kleinigkeiten hat mein Kollege noch bereinigt, die Funktionsweise ist von mir dokumentiert. Das dritte ist auch eine Neuentwicklung, eine Schnittstelle. Diese habe ich ausführlich getestet, dokumentiert und letzen Mittwoch bei einem Kunden installiert und mit ihm zusammen noch einmal getestet. 

Freitags habe ich Kurztag, d.h. um 13:30 Uhr Feierabend.

Um 13:00 Uhr macht Chef eine Terminanfrage für Dienstag, mit einem Kunden und will dort mit mir die neue Funktion einführen. Ich habe den Termin abgelehnt, mit dem Hinweis, dass ich Urlaub habe. Da er aber nie seine Mails liest, wollte ich zu ihm gehen, um mit ihm darüber zu reden. Bei uns ist es so, dass die Bürotüren normalerweise offen stehen. Nur wenn eine Störung nicht erwünscht ist, werden die Türen geschlossen. Seine Tür war zu.

Um 13:20 Uhr steht er vor meinem Schreibtisch. Ich sage ihm wegen dem Termin Bescheid. Da sagt er zu mir: "Sie gehen jetzt in Urlaub. Was haben Sie denn in den letzten drei Tagen gemacht? Woher soll ich denn wissen, auf welchem Stand wir sind?"

Dazu muss man wissen, dass wir ein sehr umfangreiches System zur Pflege der Arbeitsnachweise haben. Dort wird kundenspezifisch alles eingetragen und auch für Entwicklungsaufträge und andere Sachen. Man kann jeweils entsprechende Dokumente anhängen, die mit der Aufgabe zusammenhängen. Außerdem kann man über eine Funktion in unserem Organisationsprogramm (Auch eine Eigenentwicklung) die Arbeitsnachweise jedes Mitarbeiters aufrufen. Da ich diese ausführlich pflege, kann jeder in der Firma sehen, was ich getan habe und wie viel Zeit ich dafür gebraucht habe.

Daher empfand ich diese Frage als Provokation. Schließlich habe ich alles dokumentiert und von meinen Aufgaben ist nichts akutes mehr offen. Dennoch musste ich dann noch 40 Minuten erklären, was ich getan habe, wo ich es dokumentiert habe und wie der Stand bei den akuten Aufgaben ist. Fazit: eine halbe Stunde Überstunde, mein Tagesplan völlig aus dem Leim. Für Erklärungen, die völlig überflüssig sind, da ich die Arbeitsnachweise immer pflege und ein Blick darauf alle offenen Fragen geklärt hätte. 

Gott sei Dank konnte ich mich bremsen, weil in meinem Kopf ständig blubberte, wir fahren ja nicht weg, du kannst ja im Notfall hinfahren oder im Homeoffice noch Dokus schreiben. Das habe ich dann doch nicht angeboten. Aber es lag mir ständig auf der Zunge.

Unsere Firma wird nicht untergehen, wenn ich eine Woche Urlaub habe! Auch wenn Chef mir genau das vermitteln will. 

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