Neues von Heinz

Heinz hat sich langsam eingelebt. Er freut sich, wenn wir kommen und bleibt, wenn wir gehen. Alles gut, dachten wir.

Letzte Woche in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag klingelt gegen 1:30 Uhr W.s Handy. Am anderen Ende ein Notarzt.

Heinz wurde vom Personal in seinem Bett liegend, das Gesicht in Erbrochenem, aufgefunden. Er hat davon eingeatmet. Der Notarzt wollte von W wissen, was er tun oder nicht tun soll. Würde er nichts tun, wäre Heinz in drei bis vier Stunden tot. Alternativ könne er ihn stabilisieren und ins Krankenhaus bringen. Was für eine Entscheidung mitten in der Nacht, aus dem Schlaf gerissen.

W sagt, bringen Sie ihn ins Krankenhaus. Wir ziehen uns an und informieren C. Im Krankenhaus sehen wir Heinz nur kurz. Er wird auf ein Überwachungszimmer gelegt. Die Ärztin erklärt uns, dass er eine doppelseitige Lungenentzündung hat. Wir klären das weitere vorgehen: keine Wiederbelebung, keine invasive Beatmung. Das wollte Heinz nicht und so steht es in seiner Patientenverfügung.

Wir lassen eine Kopie der Vollmacht da. Als wir gegen 4:00 Uhr nach Hause fahren, rufen wir C an, dass sie nicht mehr kommen muss. Alles ist geklärt, nun können wir nur noch abwarten. 

Jedes mal, wenn wir Heinz besuchen, schläft er. Die Ärzte meinen, es gibt kleine Zeichen der Besserung, das Fieber ist weg, die Entzündungswerte sind besser. Der Zimmernachbar sagt, er habe ihn noch nicht wach gesehen, aber er wäre auch nicht immer im Zimmer. 

Zwischenzeit.

Warten, was kommt. 

Was wünscht man Heinz und was wünscht man sich? 

Nicht wir entscheiden, wir können nur annehmen, was kommt.

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Alles überschlägt sich

Erst zehn Tage ist mein letzter Eintrag her. Doch es ist viel geschehen.

Schon als ich das letzte Mal schrieb, hatten wir auch mit Mutti einige Aufregung. Sie hatte eine Nachsorgeuntersuchung in Aachen wegen dem Lungenkrebs. Dabei werden alle möglichen Untersuchungen gemacht, auch Blut und Urin.

Ein Nierenwert war extrem schlecht, so dass die Ärztin davon sprach, dass sofort eine Dialysebehandlung angefangen werden müsse. Nach Rücksprache mit Muttis Nephrologen entspannte sich die Situation wieder, da er uns sagte, dass aufgrund des chronischen Nierenversagens dieser Wert schon lange im Blick sei und auch schon länger so schlecht sei. Allerdings käme Mutti damit gut zurecht. Es wäre in Beobachtung und eine Dialyse stehe noch nicht an.

Da waren wir erst mal erleichtert. Allerdings standen noch andere Probleme im Raum, die abgeklärt werden mussten.

Der nächste Termin war beim Urologen am 14.09. Dieser stellte beim Ultraschall fest, dass es einen Nierenstau oder Nierenzysten gäbe. Dies wäre auf dem Ultraschall nicht eindeutig erkennbar. Also wurde ein Termin für ein CT veranlasst.  Dieses war für Dienstag, den 19.09. vereinbart. Am Sonntag, den 17.09. rief Mutti bei Schwester 2 morgens um 10 Uhr an. Sie habe die ganze Nacht vor Schmerzen nicht schlafen können. Der linke Arm und die linke Seite haben stark geschmerzt. es ginge ihr nicht gut.

Wir sind dann alle drei schnellstmöglich zu ihr gefahren.

Sie sah sehr krank aus. Wir alle hatten eine mögliche Herzkomplikation im Kopf und haben nach Kräften versucht, sie dazu zu überreden, einen Arzt aufzusuchen oder kommen zu lassen.

Mutti wollte nicht. 

Ihre Argumente waren: Ich habe am Dienstag den CT-Termin. Danach könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt. Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, komme ich ins Klinikum nach Aachen, da will ich unter keinen Umständen hin. Punkt.

Sie hat dann geschlafen. Nach einigen Stunden und vielen Diskussionen sind wir dann gefahren. Allerdings verbesserte sich Muttis Zustand nicht, nach vielen Telefonaten mit noch mehr Argumentationen hat sie dann Dienstag Mittag zugestimmt, ins Krankenhaus zu gehen. Besonders Schwester 3 hat darauf super hingewirkt. 

Parallel dazu ist Ehemann von Schwester 2 mit hohem Fieber ins KH gekommen. Doppelseitige Lungenentzündung - und das wo er noch mit den Nachwirkungen der Darmkrebsbehandlung zu tun hat. 

Nun wollte ich also mit Mutti statt zum CT in Aachen ins Luisenhospital Aachen. Doch dann hat Schwester 2 zum Glück im Vorfeld dort angerufen und erfahren, dass die dortige Notaufnahme gerade aus allen Nähten platzt und wir mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen müssten. Sie empfahlen stattdessen, das Krankenhaus in Simmerath aufzusuchen.

Also holte ich die in der Apotheke hinterlegte Krankenhauseinweisung und fuhr mit Mutti nach Simmerath.

Da Mutti sehr geschwächt war und unter starker Luftnot litt, parkte ich in der Kurzzeitparkzone und ging erst mal alleine in die Klinik. Mutti sass derweil im Auto.

Von der Information wurde ich dann zum Empfang in der Notaufnahme geschickt. Dort erklärte ich die Situation erneut und wurde dazu aufgefordert, Mutti erst an der Info aufnehmen zu lassen und anschließend mit ihr in die Notaufnahme zu kommen. Man überließ mir einen Rollstuhl, damit ich Mutti überhaupt dahin bekomme.

Also habe ich Mutti geholt, angemeldet und bin mit ihr zur Notaufnahme. Wir hatten das Glück, das alle anderen Wartenden chirurgisch waren, so dass wir sofort aufgerufen wurden.

Das Erste, was die Schwester machte, war ein EKG (das hätte ich am liebsten Sonntag schon gesehen, aber Mutti wollte ja nicht). Sofort danach schloss sie Mutti an einen Überwachungsmonitor an und rief die Ärztin.

Muttis Puls war bei 39 Schlägen pro Minute. Normal sind in ihrem Alter etwa 90 - 100.

Kurz darauf füllte sich der Raum mit Leuten. Mutti bekam einen Zugang gelegt, bekam eine Sauerstoffbrille, Tropf, Blut abgenommen usw. Die Ärztin schnappte sich den EKG-Ausdruck und verschwand mit den Worten: "Das bespreche ich mit dem Chef."

Nachdem Mutti Atropin erhalten hatte, Stieg der Puls kurz auf etwas über 50, sank aber schnell wieder auf unter 40.

Die Ärztin kam wieder: "Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Wir haben keinen Platz auf der Intensivstation. Die ist voll. Aber es geht Ihnen so schlecht, dass wir jemanden finden werden, der für Sie ein Bett frei macht."

Muttis Reaktion: "Darauf muss ich aber jetzt nicht stolz sein, oder?"

 

Irgendwann danach war wohl Schichtwechsel. Die Ärztin, die die Nachtschicht und die Intensivstation betreute, machte bei Mutti die Anamnese. Irgendwann hieß es dann, sie muss noch zum Röntgen und kommt dann auf Intensiv. Ich solle schon mal hochgehen und vor der Intensivstation warten. Man würde mich dann reinrufen, wenn sie da wäre.

Etwa eine Stunde später durfte ich dann zu Mutti auf die Intensivstation. Etwas später hieß es, ich möchte doch bitte rausgehen, da jetzt ein Katheter gelegt würde.

Da es schon 19:30 Uhr war, habe ich mich von Mutti verabschiedet und bin dann nach Hause gefahren.

In den nächsten Tagen verschlechterten sich die Nierenwerte, so dass ein CT der Nieren veranlasst wurde. Sie hatte einen Nierenstau. Man versuchte, mit Medikamenten diesen aufzulösen, was aber nicht gelang. Freitag nachmittag wurde sie dann mit einem Intensivtransport nach Aachen ins Klinikum verlegt. Uns wurde gesagt, dass sie dort noch am selben Tag eine Harnleiterschiene eingesetzt bekäme und auf der Intensivstation weiter überwacht würde. Wir sollten an diesem Abend nicht mehr nach Aachen fahren. Als wir abends anriefen, erzählte Mutti, dass sie auf einem normalen Zimmer sei, weder Tropf noch Sauerstoff bekomme.

Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass noch nichts gemacht wurde. Inzwischen hatte sie zumindest wieder Antibiose gegen die Lungenentzündung und eine Sauerstoffbrille. Der Bericht aus Simmerath ist wohl erst in der Nacht angekommen. Seit Freitag hatte sie ab Mittag nichts zu essen bekommen. Auch jetzt nicht, da für den Nachmittag das Einsetzen der Harnleiterschiene geplant war. Der Harnleiter wird durch ein Aneurysma der Y-Prothese verursacht. Diese hat Mutti schon etwa 30 Jahre. Außerdem sollte sie einen zentralen Venenkatheter und eventuell einen Shunt für die Dialyse gesetzt bekommen.

Wir waren bis 16:30 Uhr bei ihr. Zwischendurch habe ich noch die Anmeldeformularien geregelt, da dies bei der Aufnahme wohl nicht funktioniert hat. Dann sind wir gefahren. Kurz danach ist Enkelin bei ihr gewesen und war da, als sie endlich zum Eingriff abgeholt wurde (kurz nach 17:00 Uhr).

Gegen 19:30 Uhr erhielten wir die Auskunft, dass sie noch nicht wieder auf Station sei. Zwischen 21:00 und 22:00 Uhr sollten wir erneut anrufen. Dann die Auskunft, es ginge ihr gut, sie wäre noch im Aufwachraum, würde aber nachher auf Station zurück gebracht. Erleichterung!

Außerdem Post vom Gesundheitsamt für Schwester 2 und ihren Mann: die Lungenentzündung ist durch Legionellen ausgelöst. Er bekommt jetzt genau darauf abgestimmte Antibiotika. Darüber hinaus wird nach der Ursache geforscht. Laut Fragebogen scheint eine Infektion beim Zahnarzt die Ursache zu sein.

 

Am nächsten Tag, Sonntag ist Schwester zwei schon früh im Klinikum. Auf Station ist Mutti nicht. Sie solle auf der Intensivstation nachfragen.  

 

Morgen mehr ...

 

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Alles andere als gut

Schwester 2 irrte also durch das Klinikum auf der Suche nach Mutti. Wer je im Klinikum Aachen war, wird dies nachvollziehen können.

Endlich war sie nach etwa einer Stunde bei der richtigen Intensivstation gelandet.

Wir haben sie alle besucht. Sie wirkte besser als vorher, lebendiger, weniger verwirrt und sah auch besser aus, obwohl der ZVK rechts schon seltsam anmutet. Aber ihre Arme und Hände sind voller Blutergüsse und geschwollen, so dass dies auf jeden Fall eine Erleichterung sein wird.

Uns wurde gesagt, dass sie wahrscheinlich gleich wieder auf Station kommen würde. 

Am nächsten Morgen hat Schwester 2 mit dem Krankenhaus telefoniert. Ihr wurde gesagt, dass Mutti noch immer auf Intensiv sei und den Tag auch noch dort bleiben würde. Es wurde uns eine Telefonnummer genannt, unter der wir einen Arzt erreichen können.

Mittags war Schwester 2 im spontan in ihrer Mittagspause im Klinikum, wurde aber mit Hinweis auf die Besuchszeiten (ab 16:00 Uhr) nicht zu Mutti gelassen. Dies würde nur bei Neuaufnahmen gestattet, aber sie wäre ja schon da gewesen und würde die Besuchszeiten kennen.

Abends hat Schwester 3 angerufen. Laut Auskunft des Arztes ginge es Mutti sehr gut. Sie hätte nach dem Eingriff beatmet werden müssen, wäre aber jetzt davon weg (Als wir tags zuvor da waren, wurde sie nicht beatmet und hatte lediglich eine Sauerstoffbrille). Morgen (also am 26.09.) würde sie wieder ins Zimmer verlegt.

Angesichts dieser Auskunft waren wir alle etwas ratlos. Aber Hauptsache, Mutti geht es gut!

Schwager von Schwester 2 geht es zum Glück viel besser und er kommt mit Glück diese Woche noch nach Hause.

Gestern früh (26.09.) hat Schwester 2 morgends im Krankenhaus angerufen. Es kam wieder einmal die Auskunft, dass es Mutti gut gehe und sie wieder auf Station verlegt würde.

Mittags bekam ich einen Anruf von Station, dass Mutti wieder da wäre. Das erste Mal, dass die Kommunikation vom Krankenhaus ausging :-)

Gegen 15:00 Uhr war ich da. Zuerst wollte ich zum Sozialdienst, da ich diese zwecks Feststellung einer Pflegestufe ins Boot nehmen möchte. Die nette Dame an der Info erklärte mir gern den Weg, vergass aber zu erwähnen, dass der Sozialdienst nur bis 15:00 Uhr erreichbar ist. Also stand ich um 15:05 Uhr vor verschlossenen Türen und bin dann zu Mutti.

Mutti liegt auf einem Überwachungszimmer. Sie sah sehr geschafft aus, war aber schon krabitzig und machte mir Vorwürfe, warum ich nicht eher da gewesen wäre.

Ein Case-Manager wäre da gewesen und beharre auf der sofortigen Übergabe oder Übersendung der Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.

Auf seiner Karte war sogar sein Raum angegeben, der tatsächlich im gleichen Stockwerk nur einen Flur weiter lag. Also bin ich dorthin gegangen - leider hatte er schon Dienstschluss.

Das ist etwas frustrierend. Sozialdienst und Case-Manager müssen doch mit den Angehörigen zusammen arbeiten. Wenn aber beide um 15:00 Uhr Dienstschluss haben, wie können dann normale Angehörige, die einer Arbeit nachgehen, hier jemals Hilfe bekommen. - Seltsam. - 

Heute war abends Schwester 3 bei Mutti. Es ging ihr psychisch sehr schlecht. Sie hat geweint, als Schwester 3 zur Tür reinkam. Sie liegt jetzt auf einem anderen Zimmer und leidet unter Rückenschmerzen. Sie ist sehr kraftlos. Leider ist die Schwester nicht hilfsbereit, so dass Mutti sich kaum noch traut, zu klingeln. Außerdem hat der Arzt ihr gesagt, dass es noch mindestens eine Woche dauert, bevor der nächste Eingriff stattfinden kann, da erst die Lungenentzündung komplett ausgeheilt sein muss. und das, wo Mutti gestern davon sprach, dass sie vielleicht schon sehr schnell - nächste Woche - entlassen werden könnte. Da hat die Realität den Wunsch eingeholt.

Es geht ihr eben doch viel schlechter, als sie selbst realisiert. Sie wird noch lange im Krankenhaus bleiben müssen, das ist uns Schwestern klar. 

Wir Schwestern überlegen, ob sie nach dieser ganzen Geschichte wieder allein leben kann. 

Im Moment korrespondiere ich mit dem Pflegebeauftragten von Muttis Krankenkasse und versuche, mit dem Sozialdienst der Klinik Kontakt aufzunehmen. 

 

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Es geht aufwärts

Heute ist Sohn 1 schon früh bei Mutti gewesen. Schwester 2 kam dann auch. Mutti geht es wesentlich besser als gestern. Sie hat über 7 Liter Wasser abgebaut und ist auch aus dem Stimmungstief heraus. Sie bekommt Physiotherapie, inhaliert und steht auch schon auf. Daran war gestern nicht zu denken.

Viele Leute denken an sie und telefonieren häufig mit uns Schwestern, da Mutti kein Telefon hat. Das ist sehr schön, die vielen guten Wünsche tun uns und Mutti gut.

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Neuer Tiefschlag

Als ich gegen 14:35 Uhr im Krankenhaus ankomme, führt mein erster Weg zum Sozialdienst. Dort war ich Dienstag schon einmal um 15:05 Uhr, um zu lesen, dass sie nur bis 15:00 Uhr da sind.

Inzwischen habe ich den Antrag auf Pflegemittel von der Krankenkasse erhalten und möchte, dass der Sozialdienst bei der Einstufung durch den MDK hilft. Bei Schwiegereltern (anderes Krankenhaus) ist der Sozialdienst von sich aus tätig geworden und hat vieles in die Wege geleitet und uns erleichtert.

Vor dem Flur ist eine geschlossene Tür mit einem Klingelbrett. Es gibt dort viele Mitarbeiter und viele Klingeln, aber nicht einer öffnet oder fragt überhaupt (Gegensprechanlage) nach. Groll wächst in mir heran.

Ich beeile mich, ins neunte Stockwerk zu kommen, um dort den Case-Manager aufzusuchen - doch o Wunder - auch er ist nicht anzutreffen. Ich bin geladen.

Schwester 3 ist bei Mutti. Ich begrüße beide kurz und fange an zu schimpfen. Es muss gerade raus.

Mutti schaut mich an und sagt leise: "Aber daran sind wir ja nicht schuld."

Sofort schäme ich mich. Sie hat ja recht. Sowas braucht sie gerade gar nicht.

Nach meiner Entschuldigung kann ich den Ärger beiseite drücken und mit beiden plaudern. Schwesterchen verabschiedet sich bald danach. 

Mutti geht es viel besser. Sie hat enorm Wasser abgebaut, hat keinen Blasenkatheter mehr und scherzt mit mir und der Bettnachbarin.

Allerdings schimpfen die beiden auch über das Pflegepersonal. Nachdem es mehrfach zu unerfreulichen Situationen gekommen ist, wie z.B. Mutti zur Toilette zu bringen und dann nicht wieder zu kommen, mehrfachem: Ich komme gleich und nichts passiert, haben die Damen gestern beschlossen, überhaupt nicht mehr zu klingeln.

Das ist abends dann irgendwann tatsächlich aufgefallen und man kam sich erkundigen. Darauf haben die beiden dann wohl Dampf abgelassen.

Heute war es wohl etwas besser, obwohl notwendige und angeordnete Dinge bis spätnachmittags noch nicht geschehen waren und sie die Ärztin darauf angesprochen haben.

 

Die Ärztin kam, um mit Mutti über die notwendige Herzkatheteruntersuchung zu sprechen. Mutti war erst strikt dagegen, da diese Untersuchung zwingend mit Kontrastmittel erfolgen muss und ihr vom Nephrologen jede Kontrastmittel-Untersuchung im Hinblick auf die Nieren untersagt wurden. Die Ärztin erklärte sehr ausführlich und nahm sich viel Zeit, auf Muttis Ängste einzugehen. Allerdings war das Fazit, dass es sich ohne Nierenfunktion besser lebe als ohne Herzfunktion. Außerdem würde man den schlechten Nierenstatus natürlich berücksichtigen, indem es schon im Vorfeld Medikamente gäbe, die die Nieren schützen, die Untersuchung mit zwei Kameras gleichzeitig durchgeführt würde, damit weniger Kontrastmittel nötig sei und die Nieren schon während der Untersuchung stark gespült würden, damit das Kontrastmittel schnell abgebaut werden könne.

Mutti erfasste genau, dass es hier nur ein entweder ohne oder gab. Also stimmte sie zu und unterschrieb. Die Untersuchung ist für Montag geplant.

Ein Famulant, also quasi Medizinstudent im Praktikum, erschien und verkündete eifrig, dass man ja an der Nebenniere einen kleinen Tumor, also ein Ding, was da nicht hingehört, gefunden habe und dass dies einen erhöhten Cortisonausstoß zur Folge haben könnte. Er befragte Mutti nach tausend Symptomen, von denen vielleicht zwei zutreffen und erklärte, dass am Montag dann eine Cortisonuntersuchung gemacht würde. Er erzählte genau, wie das vor sich geht und verschwand glücklicherweise irgendwann.

Wir haben uns dann noch schön unterhalten. Mutti war auch einmal auf der Toilette, wobei ich nur als Sicherung in ihrer Nähe blieb. Sie war agil und munter. Es ging ihr viel besser.

 

Irgendwann kam der Pfleger, um Blutdruck, Temperatur und Puls zu überprüfen. Diese schicken Automaten machen das ja praktisch von allein. Pulsoximeter an den Finger, Manschette um den Arm und Knopfdruck - fertig. Nur die Temperatur wird dann noch mit einem Ohrthermometer gemessen.

Leider wollte das Gerät bei Mutti nicht. Bestimmt sechs mal gab es insgesamt an beiden Armen nur eine Errormeldung, nachdem es sich minutenlang angestrengt hatte, um den Blutdruck zu messen. Irgendwann war der Pfleger es leid und holte ein altmodisches Blutdruckmessgerät mit Pumpe und Stethoskop. Damit war er dann erfolgreich.

Muttis Puls war währenddessen bei zwischen 31 und 39 Schlägen pro Minute. Aber genau deshalb war sie ja im Krankenhaus.

Gegen viertel vor fünf fuhr ich beruhigt nach Hause.

Um 17:35 Uhr war ich zu Hause und habe gleich eine WhatsApp in unsere Schwesterngruppe geschrieben. Dann haben wir noch hin und her geschrieben und als ich beim Schreiben der dritten WharsApp war, klingelte mein Handy mit einer unbekannten Nummer.

 

"Klinik ABC, Dr. Sowieso, sind Sie die Tochter von Frau P.?"

"Ja."

"Ihre Mutter hatte einen Herzstillstand. Wir haben sie reanimiert und ins künstliche Koma versetzt. Wir machen jetzt gleich die Herzkatheteruntersuchung, um abzuklären, warum es dazu gekommen ist. Sie kommt danach auf die Intensivstation. Ich gebe Ihnen die Durchwahl, da können Sie ab 20 Uhr anrufen."

 

Bange Stunden folgten. Dann die Auskunft: "Sie hatte keinen Herzinfarkt. Die Herzrhytmusstörung war verantwortlich. Sie ist stabil und es sieht gut aus." 

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Krise und Hoffnung

Gestern verabredeten wir, dass wir uns bei Schwester 2 treffen und gemeinsam ins Krankenhaus fahren. Leider erhielten wir morgens die Auskunft, dass wir erst in der offiziellen Besuchszeit zwischen 16:00 und 18:00 Uhr zu Mutti dürfen. Also verschoben wir unser Treffen auf Nachmittags.

Mittags machte ich meinen Wochenendeinkauf, zu dem ich bisher noch nicht gekommen war. Gegen 13:00 Uhr war ich zu Hause. Mein Mann sagte mir, dass Schwester 2 angerufen habe, es gäbe Komplikationen.

Im Telefonat erzählte sie mir dann, dass Muttis Herzschlag während der Aufwachphase wieder auf sehr niedrige Werte abgefallen war und der Arzt nun im Hinblick auf die Patientenverfügung wissen wollte, ob wir damit einverstanden sind, dass Muttis Koma wieder vertieft würde und dann ein temporärer Herzschrittmacher eingesetzt würde. Schwester 2 bejahte dies und fragte nun, ob ich damit einverstanden bin. Ich war froh, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte. 

Auskunft des Arztes war auch, dass Mutti gegen 16:00 Uhr wieder einiges mitbekommen würde. Allerdings würde sie noch beatmet sein.

Als wir zu Mutti kamen, war sie ansprechbar, konnte aber natürlich aufgrund der Beatmung nicht reden. Sie hat aber schnell herausgefunden, wie sie ihre Bedürfnisse dennoch deutlich machen konnte. Das Wichtigste waren ihre Brille und ihre Zähne. Also bin ich hoch auf Station, um diese zu suchen.

Dort hatte man alles von Mutti in Tüten gepackt und in einem Abstellraum geparkt.

Ihr Bett war schon neu vergeben.

Ich durchsuchte alles, obwohl wir, bevor wir zur Intensiv gegangen sind, schon einmal alles nach eben Brille und Zähnen vergeblich durchsucht hatten.

Dann fragte ich eine Schwester nach diesen Dingen. Nach etwas Sucherei fand sie Brille und Zähne in einem Tresorfach im Stationszimmer. Erleichtert ging ich wieder zurück.

Wir waren zu viert und in wechselnden Konstellationen bei Mutti. Irgendwann war ich mit Sohn 1 bei ihr. Sie wollte, dass wir jeweils ihre Hand hielten. Nach einer Weile, sie kämpfte genauso mit den Tränen wie wir, obwohl wir versuchten, Mut zu machen, streckte sie die Zeigefinger aus und zeigte damit auf uns. Dann bewegte sie Zeige- und Ringfinger, um uns deutlich zu machen, dass wir gehen sollten. Auf meine Frage, ob Schwestern 2 und 3 noch einmal kommen sollten, nickte sie. Wir verabschiedeten uns und gingen. Kurz danach waren auch die Beiden wieder bei uns. Sie erzählten, dass jetzt gleich noch ein Arzt zu uns kommen würde. Dieser war sehr nett und ehrlich. 

Es läuft darauf hinaus, dass Mutti schwer krank ist, da sie mehrere Baustellen hat. Die jetzige mit dem Herzen, da wären sie sehr zuversichtlich, dass Mutti das packt. Niere ist das zweite große Problem. Da muss man noch abwarten, aber es kann sein, dass sie für eine begrenzte Zeit oder auch für immer dialysepflichtig werden kann. Die Entzündungswerte sind durch den Eingriff wieder gestiegen, aber wenn sie normal sind, kann problemlos ein dauerhafter Herzschrittmacher eingesetzt werden.

Das Aneurysma sieht er nicht als behandlungswürdig. Eine Operation daran wäre eine extreme Belastung auch für die Nieren und bei Muttis Gesamtzustand eher nicht geraten. 

Bis zum Abend würde man den Druck der künstlichen Beatmung schrittweise zurück fahren, so dass Mutti wahrscheinlich abends extubiert würde. Er versprach, dafür zu sorgen, dass sie dann schnellstmöglich ihre Zähne zurück erhält. Der Arzt betonte, dass Mutti ihren eigenen Kopf hat und dies ein gutes Zeichen ist. Sie macht alles mit aber zeigt auch Grenzen. Das würden sterbende Patienten nicht tun. Sie würde kämpfen und nicht aufgeben. Das wäre ein sehr gutes Zeichen.

Nach dem Gespräch holten wir Muttis Sachen und fuhren zurück.

Morgen fahren wir wieder gemeinsam hin. Dann kommt noch Cousine U mit. U ist Ärztin, Fachgebiet Anästhesiologie, sie versteht den Ärtekauderwelsch und kann, da sie nicht ganz so emotional ausgeknockt ist, bestimmt viele Fragen stellen, die wir wieder vergessen würden. Und bestimmt auch welche, auf die wir nie im Leben kämen. 

Familie ist toll. Massenhaft Fachleute in verschiedenen Gebieten! Schön, wenn wie bei uns, jeder für den Anderen da ist. Danke <3

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