Die Errettung Fatmes                         nach Hauff

Märchen neu verföhnt

Schwatzend standen die Mädchen an der Gangway, jeden Moment sollte die Einschiffung erfolgen. Fatme warf die Arme um Mustapha: „Wahnsinn, Ich wollte schon immer die Erde von oben sehen! Danke!“

Lächelnd löst sich Mustapha von ihr und wies auf das Schiff: „Wir können an Bord gehen.“

 

Der Horizont bog sich, das Licht schwand. Scheinbar wurde die Erde kleiner. Noch waren die Kontinente sichtbar, doch kurz darauf sah man eine blaue Kugel, auf der Licht und Schatten Ringelreihen spielten. Selbst den geschwätzigsten Freundinnen hatte es die Sprache verschlagen. Unauffällig schob sich Mustapha an Zoraides Seite und griff nach ihrer Hand. Zärtlich blickte sie ihn an und lehnte wie versehentlich ihren Kopf an seine Brust.

 

Fast unmerklich bebte der Boden. Das Licht erlosch. Rotblinkende Lampen untermalten die Ansage: „Alarm! Bitte begeben Sie sich in Ihre Quartiere! Ruhe bewahren!“

Hastig schob Mustapha die Mädchen vor sich her. Flur 21, Zimmer AA bis AF.

„Bleibt hier! Ich erkundige mich, was los ist. Dann sage ich Euch Bescheid.“ Zoraide und Fatme waren in Raum AF sicher.

Mustapha rannte durch das Schiff. Um ihn herum eilten Passagiere zu ihren Quartieren. Ein stärkeres Beben schleuderte ihn zu Boden. Als er zu sich kam, erblickte er Raumsoldaten.

„Was ist geschehen?" Mustapha umklammerte den Arm einer Soldatin.

„Raumpiratenangriff! Allerdings nicht erfolgreich. Wir haben einen von ihnen festsetzen könne. Sie haben lediglich zwei Touristinnen entführt.“

„Wo? – Wie?- “

„Sie konnten in Flur 21 ein Zimmer öffnen. Alles ist unter Kontrolle. Gehen Sie zu Ihrem Quartier und warten Sie auf Anweisungen.“

Damit löste sie Mustaphas Griff und eilte weiter.

Unser Flur. Hoffentlich sind die Mädchen in Sicherheit. Mustapha schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er lief zu Flur 21. Die Tür von AF war aufgebrochen. Weder Fatme noch Zoraide waren zu finden.

Mustapha erwirkte ein Gespräch mit dem gefangenen Piraten.

„Was habt ihr mit den Mädchen vor?“

„Frischfleisch. Die reichen Medaner werden sich um sie reißen.“

„Medaner?“

„Du bist ein Küken! Jeder kennt die Medaner auf Siri!“

 

Mustapha eilte zum Raumhafen. Das nächste Schiff nach Siri startete erst in vier Wochen. Aber er könnte auf Frodo zwischenlanden und nach einer Woche einen Anschlussflug nehmen. Also auf nach Frodo, einem von Gesetzlosen bevölkerten Wüstenplaneten.

Mustapha verließ den Raumhafen und atmete tief ein. Er mietete sich ein Zelt, ein Nargil und ritt in den Sonnenuntergang. In einem kleinen Tal rüstete er sich zur Nacht.

Er erwachte von einem Stich in seinen Hals. Seine Augen wanderten einen Säbel entlang und erblickten Frodobaren, einheimische Räuber. Sie fesselten ihn, warfen ihn über sein Nargil und ritten durch die Nacht. In einer Froase schleppten sie ihn in ein Zelt.

Währenddessen betrat ein Hüne den Raum. „Was ist hier los?“

Mustaphas Fänger warfen sich zu Boden. „Sei gegrüßt, Orbasan! Hier ist der Frodoi von Sarra. Wir fanden ihn im Bir Froda.“

Mustapha erhob die Stimme: „Geehrter, wer der Frodoi von Sarra ist, kann ich nicht sagen. Mein Name ist Mustapha von der Erde.“

Orbasan drehte Mustapha um und musterte dessen Hände. „Ihr Frodioten! Dieser ist ein Erdling, ihm fehlen zwei Finger!“ Er löste Mustaphas Fesseln. „Fremder, Ihr wart das Opfer einer Verwechslung. Seid mein Gast!“

Mustapha speiste und trank mit Orbasan und erzählte seine Geschichte.

Dieser war davon sehr angetan. „Mein Schiff wird Dich zum Planeten der Piraten bringen. Nimm den Frodessager. Wenn Du Hilfe brauchst, melde Dich!“

Bald darauf war Mustapha auf Siri. In Sirion fand gerade der Sirimarkt statt. Mustapha kam auf einen Platz, wo ein Sklavenhändler seinen Stand hatte.

„Habt Ihr auch Menschen von der Erde?“, erkundigte er sich.

„Heute leider nicht. Ihr seid zu spät. Gestern hatte ich zwei wunderbare Weibchen. Medsiri hat sie gleich gekauft.“

„Wo kann ich Medsiri finden? Vielleicht kann ich ihm die beiden abkaufen!“

„Ha, Du kennst die Medaner nicht! Ihr Herrschaftsgebiet liegt im tiefen Süden von Siri. Was sie einmal haben, geben sie nicht mehr her. Sicher sind die Beiden schon Medsiris Gefährtinnen. Da wirst Du kein Glück haben!“

Mustapha bedankte sich für die Auskunft. Am Transithof erkundigte er sich nach Transfermöglichkeiten in den Süden. Er fand einen SirIC, der ihn ins Land der Medaner brachte.

 

Der Palast des Medsiri war leicht zu finden, da alle Straßen zu ihm hin führten. Jedermann konnte tagsüber die Palastgärten besuchen. Ein Führer erläuterte die Gebäude und Sehenswürdigkeiten, wie einen Brunnen, der von einem entfernten Fluss aus durch ein Aquädukt gespeist wurde. Nachts war das Gelände abgeschottet.

Mustapha suchte den Fluss, der den Brunnen speiste. Endlich fand er das Aquädukt. Vorsichtig erkundete er dessen Verlauf. Er watete durch brusthohes Wasser, bis er an eine Mauer kam. Soll ich hier scheitern, dachte er verzweifelt. Wie kann ich Zoraide und Fatme retten? Sein Blick fiel auf den Frodessager an seinem Handgelenk. Er schrieb: „Hilfe!“ und drückte auf den Senden-Button. Dann verließ er den nassen Gang und schlug ein Lager auf. Der Himmel war dunkel, trostlos und Mustapha fiel in traumlosen Schlaf.

„Wach auf! Wie können wir Dir helfen?“ Orbasan stand vor Mustaphas Lager.

Sie eilten zum Aquädukt und wateten zum Brunnen des Medsiri. In der Nacht brachen sie dessen Mauern auf und Mustapha führte sie zum Harem, in dem Zoraide und Fatme gefangen waren. Schnell waren die Wächter überwältigt, aber in welchem Raum des weitläufigen Gebäudes befanden sich die Mädchen? Da Orbasan und seine Männer sie nicht kannten, machte es keinen Sinn, sich aufzuteilen. Also schlichen sie in den nächsten Schlafraum und weckten die junge Frau, die darin schlief.

„Wenn du uns hilfst, hat dein Sklavendasein ein Ende. Sag, wo sind die beiden neuen Sklavinnen?“ flüsterte Orbasan. Bereitwillig führte sie die Männer zu den Mädchen. Schnell waren diese geweckt und alle kehrten durch den Brunnen zu Mohameds Lager zurück. Orbasan brachte sie mit seinem Schiff zur Erde, die befreite Sklavin flog von dort weiter in ihre Heimat.

 

Mustapha heiratete Zoraide und sie lebten in ewigem Frieden.