Alles überschlägt sich

Erst zehn Tage ist mein letzter Eintrag her. Doch es ist viel geschehen.

Schon als ich das letzte Mal schrieb, hatten wir auch mit Mutti einige Aufregung. Sie hatte eine Nachsorgeuntersuchung in Aachen wegen dem Lungenkrebs. Dabei werden alle möglichen Untersuchungen gemacht, auch Blut und Urin.

Ein Nierenwert war extrem schlecht, so dass die Ärztin davon sprach, dass sofort eine Dialysebehandlung angefangen werden müsse. Nach Rücksprache mit Muttis Nephrologen entspannte sich die Situation wieder, da er uns sagte, dass aufgrund des chronischen Nierenversagens dieser Wert schon lange im Blick sei und auch schon länger so schlecht sei. Allerdings käme Mutti damit gut zurecht. Es wäre in Beobachtung und eine Dialyse stehe noch nicht an.

Da waren wir erst mal erleichtert. Allerdings standen noch andere Probleme im Raum, die abgeklärt werden mussten.

Der nächste Termin war beim Urologen am 14.09. Dieser stellte beim Ultraschall fest, dass es einen Nierenstau oder Nierenzysten gäbe. Dies wäre auf dem Ultraschall nicht eindeutig erkennbar. Also wurde ein Termin für ein CT veranlasst.  Dieses war für Dienstag, den 19.09. vereinbart. Am Sonntag, den 17.09. rief Mutti bei Schwester 2 morgens um 10 Uhr an. Sie habe die ganze Nacht vor Schmerzen nicht schlafen können. Der linke Arm und die linke Seite haben stark geschmerzt. es ginge ihr nicht gut.

Wir sind dann alle drei schnellstmöglich zu ihr gefahren.

Sie sah sehr krank aus. Wir alle hatten eine mögliche Herzkomplikation im Kopf und haben nach Kräften versucht, sie dazu zu überreden, einen Arzt aufzusuchen oder kommen zu lassen.

Mutti wollte nicht. 

Ihre Argumente waren: Ich habe am Dienstag den CT-Termin. Danach könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt. Wenn ich jetzt zum Arzt gehe, komme ich ins Klinikum nach Aachen, da will ich unter keinen Umständen hin. Punkt.

Sie hat dann geschlafen. Nach einigen Stunden und vielen Diskussionen sind wir dann gefahren. Allerdings verbesserte sich Muttis Zustand nicht, nach vielen Telefonaten mit noch mehr Argumentationen hat sie dann Dienstag Mittag zugestimmt, ins Krankenhaus zu gehen. Besonders Schwester 3 hat darauf super hingewirkt. 

Parallel dazu ist Ehemann von Schwester 2 mit hohem Fieber ins KH gekommen. Doppelseitige Lungenentzündung - und das wo er noch mit den Nachwirkungen der Darmkrebsbehandlung zu tun hat. 

Nun wollte ich also mit Mutti statt zum CT in Aachen ins Luisenhospital Aachen. Doch dann hat Schwester 2 zum Glück im Vorfeld dort angerufen und erfahren, dass die dortige Notaufnahme gerade aus allen Nähten platzt und wir mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen müssten. Sie empfahlen stattdessen, das Krankenhaus in Simmerath aufzusuchen.

Also holte ich die in der Apotheke hinterlegte Krankenhauseinweisung und fuhr mit Mutti nach Simmerath.

Da Mutti sehr geschwächt war und unter starker Luftnot litt, parkte ich in der Kurzzeitparkzone und ging erst mal alleine in die Klinik. Mutti sass derweil im Auto.

Von der Information wurde ich dann zum Empfang in der Notaufnahme geschickt. Dort erklärte ich die Situation erneut und wurde dazu aufgefordert, Mutti erst an der Info aufnehmen zu lassen und anschließend mit ihr in die Notaufnahme zu kommen. Man überließ mir einen Rollstuhl, damit ich Mutti überhaupt dahin bekomme.

Also habe ich Mutti geholt, angemeldet und bin mit ihr zur Notaufnahme. Wir hatten das Glück, das alle anderen Wartenden chirurgisch waren, so dass wir sofort aufgerufen wurden.

Das Erste, was die Schwester machte, war ein EKG (das hätte ich am liebsten Sonntag schon gesehen, aber Mutti wollte ja nicht). Sofort danach schloss sie Mutti an einen Überwachungsmonitor an und rief die Ärztin.

Muttis Puls war bei 39 Schlägen pro Minute. Normal sind in ihrem Alter etwa 90 - 100.

Kurz darauf füllte sich der Raum mit Leuten. Mutti bekam einen Zugang gelegt, bekam eine Sauerstoffbrille, Tropf, Blut abgenommen usw. Die Ärztin schnappte sich den EKG-Ausdruck und verschwand mit den Worten: "Das bespreche ich mit dem Chef."

Nachdem Mutti Atropin erhalten hatte, Stieg der Puls kurz auf etwas über 50, sank aber schnell wieder auf unter 40.

Die Ärztin kam wieder: "Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Wir haben keinen Platz auf der Intensivstation. Die ist voll. Aber es geht Ihnen so schlecht, dass wir jemanden finden werden, der für Sie ein Bett frei macht."

Muttis Reaktion: "Darauf muss ich aber jetzt nicht stolz sein, oder?"

 

Irgendwann danach war wohl Schichtwechsel. Die Ärztin, die die Nachtschicht und die Intensivstation betreute, machte bei Mutti die Anamnese. Irgendwann hieß es dann, sie muss noch zum Röntgen und kommt dann auf Intensiv. Ich solle schon mal hochgehen und vor der Intensivstation warten. Man würde mich dann reinrufen, wenn sie da wäre.

Etwa eine Stunde später durfte ich dann zu Mutti auf die Intensivstation. Etwas später hieß es, ich möchte doch bitte rausgehen, da jetzt ein Katheter gelegt würde.

Da es schon 19:30 Uhr war, habe ich mich von Mutti verabschiedet und bin dann nach Hause gefahren.

In den nächsten Tagen verschlechterten sich die Nierenwerte, so dass ein CT der Nieren veranlasst wurde. Sie hatte einen Nierenstau. Man versuchte, mit Medikamenten diesen aufzulösen, was aber nicht gelang. Freitag nachmittag wurde sie dann mit einem Intensivtransport nach Aachen ins Klinikum verlegt. Uns wurde gesagt, dass sie dort noch am selben Tag eine Harnleiterschiene eingesetzt bekäme und auf der Intensivstation weiter überwacht würde. Wir sollten an diesem Abend nicht mehr nach Aachen fahren. Als wir abends anriefen, erzählte Mutti, dass sie auf einem normalen Zimmer sei, weder Tropf noch Sauerstoff bekomme.

Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass noch nichts gemacht wurde. Inzwischen hatte sie zumindest wieder Antibiose gegen die Lungenentzündung und eine Sauerstoffbrille. Der Bericht aus Simmerath ist wohl erst in der Nacht angekommen. Seit Freitag hatte sie ab Mittag nichts zu essen bekommen. Auch jetzt nicht, da für den Nachmittag das Einsetzen der Harnleiterschiene geplant war. Der Harnleiter wird durch ein Aneurysma der Y-Prothese verursacht. Diese hat Mutti schon etwa 30 Jahre. Außerdem sollte sie einen zentralen Venenkatheter und eventuell einen Shunt für die Dialyse gesetzt bekommen.

Wir waren bis 16:30 Uhr bei ihr. Zwischendurch habe ich noch die Anmeldeformularien geregelt, da dies bei der Aufnahme wohl nicht funktioniert hat. Dann sind wir gefahren. Kurz danach ist Enkelin bei ihr gewesen und war da, als sie endlich zum Eingriff abgeholt wurde (kurz nach 17:00 Uhr).

Gegen 19:30 Uhr erhielten wir die Auskunft, dass sie noch nicht wieder auf Station sei. Zwischen 21:00 und 22:00 Uhr sollten wir erneut anrufen. Dann die Auskunft, es ginge ihr gut, sie wäre noch im Aufwachraum, würde aber nachher auf Station zurück gebracht. Erleichterung!

Außerdem Post vom Gesundheitsamt für Schwester 2 und ihren Mann: die Lungenentzündung ist durch Legionellen ausgelöst. Er bekommt jetzt genau darauf abgestimmte Antibiotika. Darüber hinaus wird nach der Ursache geforscht. Laut Fragebogen scheint eine Infektion beim Zahnarzt die Ursache zu sein.

 

Am nächsten Tag, Sonntag ist Schwester zwei schon früh im Klinikum. Auf Station ist Mutti nicht. Sie solle auf der Intensivstation nachfragen.  

 

Morgen mehr ...

 

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